In Pai haben wir Toni kennengelernt, welcher dort arbeitet. Er gehört zum Stamm der Karen. Die Karen leben in den Bergen im Norden von Thailand an der Grenze zu Myanmar. Toni hat uns offeriert, für ein paar Tage in seinem Dorf zu leben. Diese Chance haben wir wahrgenommen und sind am nächsten Tag mit dem Motorrad aufgebrochen. Der Weg führte uns durch wunderbare Flusslandschaften umgeben von Bergen. Dann merkten wir, dass wir wohl eine Abzweigung verpasst haben und mussten 30 km zurückfahren.
Auf dem richtigen Weg fuhren wir fernab von der Zivilisation über einen Berg, die Strasse mit unendlich vielen Steigungen, Kurven und Schlammlöchern übersäht. Zum Glück hatten wir noch etwas Reservebenzin dabei ;). Das Dorf zu finden war nicht einfach. Netterweise ist uns ein Einheimischer das letzte Stück zum Dorf vorgefahren. Im Dorf angekommen, wurden wir von allen mit einem Lächeln empfangen. Viele ältere Leute verlassen nur selten das Dorf. Umsomehr war das ankommen der Weissen ein richtiges Dorfereignis. Bei unserem Haus angekommen streckte ein Mann seinen Kopf aus dem Haus und wusste nicht was wir hier wollen. Dies war Lude, der hauptsächlich im Wald lebt und ab und zu in Tonis Haus kommt um einen trockenen Schlafplatz zu haben. Zum Glück kam Tonis Schwägerin Natu kurze Zeit später. Herzlich wurden wir empfangen. Die ersten paar Stunden waren nicht einfach, denn die Leute sprechen kein Wort Englisch und kein Thai, sie haben ihre eigene Sprache. Wir wurden geich mit einem wunderbaren Fisch- und Reismenue bekocht. Das Zentrum im Leben der Karen ist die Küche. Im Mittelpunkt befindet sich die Feuerstelle. In der Küche wird gekocht, gegessen und sich die Zeit vertrieben. Die Leute haben weder Stühle noch Tische, weder Fernseher noch Computer. Das Leben ist sehr einfach. Seit rund sieben Jahren gibt es Strom im Dorf (wofür Ihnen der Staat den Wald genommen hat). Die Aussicht war traumhaft, ein riesiges Reisfeld vor unserem Haus und dahinter Wald und Berge. Täglich besuchten wir mit Natu andere Bewohner . Wir waren stets gerngesehene Gäste und wurden mit offenen Armen empfangen. Da durfte auch der obligatorische Begrüssung nicht fehlen. Reisschnaps mit Nüssen. Beim Reisschnaps hielten uns etwas zurück denn er ist doch recht stark ;). Die Nüsse vom offenen Feuer waren super und schmeckten wie Maroni.
Am Sonntag haben wir an der Kirchenmesse teilgenommen. Die Karen sind Christen und Budhisten. Wir durften uns vorstellen und wurden nach der Messe vom Pfarrer zu sich nachhause zum Essen eingeladen.
Kurz vor unserer Ankunft im Dorf ist ein Mann verstorben. Somit haben wir täglich die Zeremonie in seinem Haus besucht. Die Zeremonie dauert rund 3 Tage. Der Tote wurde im Sarg mitten im Haus aufgebahrt. Leute kommen vorbei und gehen drei Tage singend um den Sarg herum. Es wird viel gelacht, gegessen, getrunken und dem Toten werden Gaben mitgegeben. Gelernt haben wir, dass Kirche, Tod und Abschied nicht immer etwas stilles, trauriges und besinnliches sein muss, sondern dass es in anderen Kulturkreisen noch ein ganz anderes Verständnis dafür gibt.
Eines Abends, während wir in unserer Hütte vor dem Feuer sassen, kam Lude aus dem Urwald zurück. Lude lebt häuptsächlich im und vom Urwald, jagt Vögel und alles was ihm gerade über den Weg läuft. Er setzte sich mit uns ans Feuer und teilte stolz seine Beute mit uns. Nüsse und Früchte, welche wir noch nie in unserem Leben gesehen haben, sie waren unglaublich gut.
Nach drei Nächten haben wir uns von den Leuten verabschiedet und sind wieder nach Pai gefahren. Dies war eine wunderschöne und unglaubliche Erfahrung. Diese Leute besitzen nicht einen Bruchteil von dem was wir an materiellen Dingen besitzen, doch teilen sie alles und haben Zeit für einander. Für uns steht fest, dass wir sicher wieder einmal bei den Karen in Wat Chan vorschauen werden.